Am Beispiel des Rheins können wir noch genauer sehen,
wie sich dies auf die Abflüsse auswirkt.
Wir sehen hier das Einzugsgebiet des Rheins, welches sich von der Schweiz,
Liechtenstein und Österreich aus nach Frankreich,
Deutschland, Luxemburg, Belgien und in die Niederlande erstreckt.
Teilen wir nun dieses Einzugsgebiet an der Schweizer Grenze bei Basel,
erhalten wir nun stromaufwärts die Fläche,
die maßgeblich von alpinen Abflüssen in der Schweiz geprägt wird.
Sie enthält auch einige Anteile aus Deutschland und Österreich und macht
ungefähr 20 Prozent des gesamten Einzugsgebiets aus.
Wir können hier nun beziffern,
welchen Beitrag die Fläche bis Basel und den gesamten Abfluss des Rheins liefert.
Der Beitrag ist hier dunkelgrün eingefärbt
und beträgt im Jahresmittel zwischen 45 und 50 Prozent.
In den Sommermonaten ist sogar noch größer
mit Werten bis über 65 Prozent und einem Maximum im August.
Wir haben bis Basel also etwa 20 Prozent des Einzugsgebiets,
aber fast die Hälfte des Abflusses also fließt an der Schweizer Grenze mehr
als doppelt so viel Wasser ab als man erwarten könnte,
wenn das gesamte Einzugsgebiet gleich stark zum Abfluss beitragen würde.
Der Beitrag der Gletscher an den Rheinabfluss wird übrigens häufig
überschätzt.
Kann zwar regional, d.h.
in den obersten Teilen des Einzugsgebietes,
von Bedeutung sein, in den Niederlanden aber,
auf den gesamten Rheinabfluss betrachtet, sind es im Jahresmittel nur etwas mehr als
ein Prozent und im Spätsommer zwischen drei und fünf Prozent.
Selbst in extrem trockenen Perioden wie z.B.
im Herbst 2003 haben Gletscher im Tagesmittel
nicht mehr als 13 Prozent zum Gesamtabfluss des Rheins beigetragen.
Viel wichtiger ist die Schneeschmelze.
Sie ist im Jahresmittel für etwa ein Drittel des Jahresabflusses verantwortlich
und sie sorgt vor allem im Frühling und im Frühsommer für Ausgleich,
wenn in den tiefer gelegenen Regionen des Rheins wenig Abfluss entsteht.
Kommen wir zurück zu den Alpen und zu den anderen Alpenströmen mit diesem
Satellitenbild, das sehr schön die schneebedeckten Alpen im Frühling zeigt.
Für die Alpen insgesamt gilt,
dass sie wie beim Rhein auch bei den anderen großen Strömen etwa doppelt so
viel Abfluss liefern als man aufgrund ihrer Fläche erwarten würde, d.h.
dass bei Rhone, Po, Inn respektive Donau gilt auch
etwa dieser Faktor zwei und der Faktor ist auch weltweit gültig für
Gebiete mit temperiertem oder gemäßigtem Klima wie wir es in Westeuropa haben.
In trockenen Gebieten sind Gebirge noch viel wichtiger,
weil sie dort quasi die „Feuchte-Inseln“ bilden innerhalb von Regionen
mit sehr wenig oder sehr unregelmäßig fallendem Niederschlag.